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Alfred Wierusz-Kowalski, GEFÄHRLICHES FAHREN, um 1880

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Schätzungen: 300 954 - 463 006 EUR
59,8 x 99,0 cm - Öl, Leinwand vervielfältigt signiert p.d.: Alfred Wierusz-Kowalski

Rückseitig ein Aufkleber (Druck): von Possenhofen; darunter unleserliche Beschriftung in Buntstift; daneben Nr. (in Buntstift): K N o 15.



Der Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes könnte darauf hindeuten, dass sich das Gemälde in der Sammlung des Schlosses in Possenhofen befand. Dieses Schloss wurde 1843 von Herzog Maximilian von Bayern als Sommerresidenz erworben. Es befindet sich südwestlich von München, am Ufer des malerischen Starnberger Sees. Hier verbrachte Prinzessin Elisabeth von Bayern, die spätere Kaiserin Sisi, ihre glücklichsten Kinderjahre. Bis in die 1920er Jahre blieb das Schloss im Besitz der Herzöge von Bayern.



Alfred Wierusz-Kowalski - so schrieb ein zeitgenössischer Rezensent - spinnt das Garn seiner kompositorischen Ideen, in denen Landschaft, Menschen und Pferde eine gleichwertige Rolle spielen, aus dem bäuerlichen Leben, aus der polnischen Lebenswirklichkeit. Diese Werke waren auf dem Kunstmarkt hoch geschätzt und begehrt, sowohl wegen der für westliche Betrachter "exotischen" Thematik als auch wegen der Meisterschaft des Malers. Auffallend an diesen Gemälden sind die Realitätsnähe, die hervorragende Charakterisierung der menschlichen Figuren und die perfekt eingefangenen Pferde in Bewegung sowie die virtuose Wiedergabe von Licht und Schnee, die in Rosa-, Blaugrün- und Blautönen schimmern.

Die Gemälde, die Wölfe darstellen, die Reisende in Schlitten angreifen, gehören zu Wierusz-Kowalskis beliebtesten und begehrtesten Kompositionen. Sie sind es, die vor allem seinen Ruhm begründeten. Der Künstler schöpfte dieses Thema aus seinen Kindheitserinnerungen - als achtjähriger Junge hatte er selbst ein ähnliches Abenteuer erlebt und sich und seine Familie in Lebensgefahr gebracht. Er malte viele Wolfsbilder und studierte den Wolf selbst wie kaum ein anderer. Diese Kompositionen wurden von Eligiusz Niewiadomski treffend charakterisiert, der u. a. schrieb: "Die wahnsinnige Eile des Schlittens, die bockenden Pferde, verrückt vor Angst, reißen durch das Gestrüpp. Im Schlitten umklammert jemand mit einem wahnsinnigen Auge einen Krummstab in der Hand, weiter hinten rollt ein Tier heran, das den Schnee mit Schweiß färbt. Alles in allem keine banale Aneinanderreihung von Menschen, Pferden und Wölfen, sondern ein substanzielles, bodenständiges Drama, in dem es um Tod und Leben geht, dargestellt mit einer erstaunlichen Freiheit, Wahrheit und Vielfalt von Varianten ein und derselben Idee. Diese Gemälde hatten großen Erfolg und wurden von reichen Deutschen und vor allem Amerikanern und Engländern gekauft. (E. Niewiadomski, Malarstwo polskie XIX i XX wieku, Warschau 1926, S. 182).

Die hier vorgestellte Niebezpieczna jazda ist eines der frühesten - und außergewöhnlichsten - Gemälde dieser Art. Abgesehen von seiner dramatischen anekdotischen Ebene zieht es die Aufmerksamkeit auch durch seine hervorragend gemalte, typisch polnische Landschaft mit schneebedeckten Feldern auf sich.

Gefährliches Fahren ist eines der auffälligen, sehr dekorativen Werke aus Wierusz-Kowalskis bester Schaffensperiode. Sowohl die Malweise als auch die Signatur deuten auf die Zeit um 1880 hin: Der Wolfsangriff in der weiten Winterlandschaft ist sicher und mit großer Sorgfalt in der Wiedergabe kleinster Details gemalt. Neben der Realitätsnähe fällt die hervorragende Charakterisierung der Figuren auf - der Betrachter kann sowohl den Schrecken nachempfinden, den der Künstler dem Kutscher ins Gesicht gemalt hat, als auch die Gelassenheit, mit der der Mann auf dem Wagen den Wolf ins Visier nimmt. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird auch auf den brillant studierten Hund gelenkt, der bereit ist, seine Gefährten um jeden Preis zu verteidigen. Der Maler hat die Bewegung der rasenden Pferde und die Schneeschollen, die hoch über den Köpfen der Pferde unter ihren Hufen wegfliegen, hervorragend eingefangen. Die Darstellung der Pferde in vollem Galopp, mit wehenden Mähnen und aus dem Boden gerissenen Hufen, verleiht der ganzen Szene eine dynamische Qualität.

Alfred Wierusz-Kowalski (Suwałki 1849 - München 1915) - einer der herausragendsten polnischen Maler der so genannten Münchner Schule, war neben Józef Brandt und Władysław Czachórski der populärste der in München ansässigen und dauerhaft tätigen polnischen Künstler. Er ließ sich dort 1873 nieder, nachdem er in Warschau und Dresden studiert hatte. Er studierte noch ein Jahr lang an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Alexander Wagner, bevor er in Brandts Privatatelier wechselte. Schon früh erlangte er kritische und öffentliche Anerkennung; seine auf Ausstellungen mit Medaillen ausgezeichneten Bilder waren bei Sammlern und deutschen Händlern begehrt. 1890 wurde er zum Honorarprofessor an der Münchner Akademie ernannt. Er malte genrehafte und genrehaft-historische Szenen mit Motiven von Reitern, Rittern, Jägern, Pferden, Wölfen und Schnee. Nach einer Afrikareise 1903 griff er auch orientalische Themen auf. Nur relativ wenige Werke des Künstlers haben den Weg in polnische Museumssammlungen gefunden - seine Gemälde, die hauptsächlich auf dem deutschen Markt verkauft wurden, befanden sich in größerer Zahl in Privatsammlungen, vor allem in Deutschland und den Vereinigten Staaten. Inzwischen tauchen sie auch häufig auf dem polnischen Kunstmarkt auf und wecken stets das Interesse von Sammlern.
Auktion
Auktion für frühe Kunst
gavel
Date
17 März 2024 CET/Warsaw
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Ausrufungspreis
277 804 EUR
Schätzungen
300 954 - 463 006 EUR
Endpreis
333 364 EUR
Endpreis mit ohne Auktionsgebühr
277 804 EUR
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Auktion

Agra-Art

Auktion für frühe Kunst
Date
17 März 2024 CET/Warsaw
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